SZIMPLA KERT

Am 20. Mai 2013 stand in DIE WELT, Rubrik: Reise | Nachtleben, ein Artikel über das "Szimpla kert", den "Einfachen Garten", in Budapest.
===> DIE WELT - Szimpla kert

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In Budapest liebt man Kneipen in Ruinen. Vorreiter ist das "Szimpla kert", das weit mehr als nur Bier in Underground-Ambiente. Es werden Filme gezeigt, Musiker treten auf und für Ausländer gibt es sogar Gratis-Sprachlektionen.

 

Vor rund zehn Jahren eröffnete in Budapest eine neue Kneipe, von der nicht sicher war, wie lange sie überleben würde. "Szimpla kert" ("Simpler Garten"), in der Kazinczy utca 14 im früheren Judenviertel des 7. Bezirks gelegen, nutzte ein zum Abriss vorgesehenes Gebäude.

 

"Romkocsma" nannte man es auch, Ruinenkneipe, bald wurde daraus eine Mode, die zum festen Bestandteil des Nachtlebens der ungarischen Hauptstadt geworden ist. Zahlreiche andere "Ruinenkneipen" entstanden, und nichts ist cooler, als in einer solchen den Abend oder besser die halbe Nacht zu verbringen.

 

Mittlerweile ist "Szimpla kert" bei Budapest-Touristen so beliebt, dass das Lokal "Fremdenführungen" durch die Räumlichkeiten anbietet. Anmelden kann man sich auf einer Facebook-Seite; kostet nichts, gängige Sprachen sind neben Ungarisch auch Deutsch und Englisch.

 

Das ziemlich weitläufige Gebäude, so erfährt man da, war eines der ersten, die in der Straße errichtet wurden, als Ofenfabrik im 19. Jahrhundert. Als 1867 die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie entstand, setzte man eine Etage drauf, kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde ein Innenhof eingerichtet.

 

In den 50er-Jahren wurde das Haus von den Kommunisten verstaatlicht, um dort Schränke für Schulen herzustellen. Nach der Wende drohte der Abriss. Aber dann zog der "Szimpla kert" dort ein, zusätzlich wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt.

 

Die fantastisch dekorierten Räume bieten weit mehr als nur Bier, Pflaumenschnaps und Underground-Ambiente. In den hinteren Räumen werden abendfüllende Filme von 35-mm-Zelluloidrollen oder Super-8-Aufnahmen aus der "guten alten Zeit" der 60er- und 70er-Jahre abgespult.

 

Auf den oberen Etagen gibt es Kunstausstellungen, mal Fotografien, mal Seidenmalerei. Amateurmusiker können auftreten und, wenn sie wirklich gut sind, im hauseigenen Tonstudio eine erste eigene CD produzieren. An Sonntagen gibt es vormittags einen Markt für Bio- und Selbstanbau-Produkte mit Live-Musik und Kinderprogramm.

 

Und weil Ausländer den Ort so sehr mögen – insbesondere das riesige Erdgeschoss mit mehreren Bars und einer Wasserpfeifenecke –, gibt es als witziges Gratisangebot eine einmalige Ungarisch-Lektion. Nach den 45 Minuten wird man zwar nicht die ungarischen Klassiker im Original lesen können, aber (so lobt ein Ruinenkneipenführer) zumindest kennt man dann "wichtige" ungarische Begriffe wie "Vizehausmeister".